Visitation im Kirchenbezirk Kusel 

Engagement und Streitkultur

Im Kreis der Gäste. Vorne rechts Chorleiter Martin Fornoff.

Die Vistitationskommission mit Kirchenpräsident Christian Schad (Mitte) und den Ehrenamtlichen Christa Hellwig (rechts neben Schad) sowie Karin Lauer und Kevin Höh (rechts). Foto: dv

Kirchenpräsident Schad im Gespräch mit Dekan i.R. Baldur Melchior...

... und mit Kreisbeigeordnetem Jürgen Conrad.

Kirchenpräsident Schad predigte im Gottesdienst in der Stadtkirche Kusel. Fotos: lk/dv

Altenkirchen/Kusel (lk). Die Notwendigkeit zu Veränderungen und regionalen Anpassungen aufgrund personeller, finanzieller und gesellschaftlicher Herausforderungen können nach Auffassung des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad nicht ohne Diskussion und das Ringen um die beste Lösung vonstatten gehen. Wenn aber durch demokratisch legitimierte Gremien ein Beschluss gefasst worden sei, solle man sich ihm nicht mehr entziehen, erklärte Schad bei der Visitation des Kirchenbezirks Kusel. Im Blick auf strukturelle Veränderungen gebe niemand gerne Liebgewordenes auf, die Kirche müsse sich jedoch wie die Kommunen angesichts des besonders in der Westpfalz spürbaren demographischen Wandels neu aufstellen.

Häufig seien solche Veränderungen mit Angst besetzt, betonte der Kirchenpräsident beim Abend der Begegnung mit Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft im Jugendheim Altenkirchen. Einer protestantischen Debattenkultur aber stehe es gut zu Gesicht, „wenn nach Mehrheitsentscheidungen der Streit als beigelegt gilt“. Um zu sinnvollen Kompromissen zu kommen, müssten die streitenden Parteien bereit sein, aufeinander zuzugehen. Nur aus dem Miteinander, dem Willen, gemeinsam etwas zu schaffen, entstehe Neues und Zukunftsweisendes „Sachlich und mit Fakten bestückt, dürfen und sollen wir uns auseinandersetzen, ohne dabei persönlich oder verletzend zu werden“, sagte Schad. Er halte viel von protestantischer Streitkultur, „aber gerade in Konflikten muss der eine Geist erkennbar bleiben und das gemeinsame Fundament bejaht werden“.

Anerkennung zollte der Kirchenpräsident dem Engagement von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern bei der Flüchtlings- und Integrationsarbeit. Vielleicht sei es der eigenen langen und lebendig gehaltenen Geschichte von Not und Elend, des Kommens und Gehens im Kuseler Musikantenland zu verdanken, „dass gerade hier die Willkommenskultur gegenüber den zu uns geflüchteten Menschen so ausgeprägt ist“, sagte Schad. Bei seinem Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel im Jahr 2015 habe ihn die intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kirche mit der Kommune sehr beeindruckt. „Hier hat man ein großes Herz für in Not geratene Menschen“, betonte der Kirchenpräsident. „Hut ab vor so viel ehrenamtlichem Einsatz gerade in der Flüchtlingshilfe.“

Als Vertreter der katholischen Kirche unterstrich Gemeindereferent Michael Huber den Grundauftrag der Christen, „Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die uns erfüllt“. Dieses Zeugnis sei vor allem dort gefordert, „wo wir in die Gesellschaft hineinwirken“, sagte Huber. Dies gelte besonders gegenüber Menschen, „die nichts mehr mit dem Glauben anfangen könnten oder aufgrund ihrer Herkunft den christlichen Glauben nicht kennen“. Kreisbeigeordneter Jürgen Conrad erinnerte in seinem Grußwort an die gemeinsamen Arbeitsfelder von Kirche und Kommune im Bereich von Jugend, Soziales und Integration. „Wir haben unterschiedliche Verantwortungsbereiche, aber gemeinsame Ziele“, erklärte Conrad und nannte auch den gemeinsamen Einsatz „gegen den fremdenfeindlichen Hass“, der nicht nur in sozialen Medien verbreitet werde. Entschieden wende man sich als Politik und Kirche gegen diejenigen, die vorgäben, das christliche Abendland zu retten, „jedoch nicht einmal die Bergpredigt Jesu kennen“.

Zu einer heiter-informativen Reise durch den Kirchenbezirk Kusel lud Rundfunkpfarrer Dejan Vilov die Visitationskommission ein. In einem Bilderquiz mussten die Vertreter der Kirchenleitung gegen ein Team von Ehrenamtlichen antreten und Fragen rund um historische Kirchen und Ereignisse beantworten. Das Team aus Speyer musste sich mit einem Punkt weniger geschlagen geben. Musikalisch wurde der Abend vom Posaunenchor der Kirchengemeinde am Potzberg unter der Leitung von Claudia Göttel und den Hemmer-Haus-Singers unter der Leitung von Pfarrer Martin Fornoff gestaltet.

Der Protestantische Kirchenbezirk Kusel erstreckt sich von Niederkirchen im Ostertal im Westen bis Neunkirchen am Potzberg im Osten und von St. Julian im Norden bis Altenkirchen im Süden. Der Kirchenbezirk hat rund 23.200 Gemeindemitglieder. Zu ihm gehören 21 Kirchengemeinden und insgesamt 14 Pfarrämter. Dekan des Kirchenbezirks ist seit 2015 Lars Stetzenbach. Weitere übergemeindliche kirchliche Einrichtungen im Dekanat sind zum Beispiel das Haus der Jugend und die Jugendzentrale sowie das Haus der Diakonie und das Religionspädagogische Zentrum in Kusel. Zwei Schulpfarrer und eine Klinikseelsorgerin sowie zwei Gemeindediakone und ein Bezirkskantor komplettieren das Team der Hauptamtlichen im Kirchenbezirk.