Aus „schuldhafter Verstrickung“ zur Verpflichtung – Synode verabschiedet Resolution 

Verantwortung für die Zukunft übernehmen

Bad Dürkheim (lk). Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Landeskirche sieht die Evangelische Kirche der Pfalz als Verpflichtung, in der Gegenwart umso klarer für das Lebensrecht und die Würde aller Menschen einzustehen. Für eine protestantische Grundhaltung sei heute prägend, „die eigenen Positionen zu hinterfragen, das Evangelium klar zu bezeugen und Verantwortung für andere zu übernehmen“, heißt es in einer in Bad Dürkheim einstimmig verabschiedeten Resolution der Landessynode. Diese fasst die Debatte zum Schwerpunktthema der Tagung über die Haltung der Landeskirche im Nationalsozialismus zusammen. 

Ausgangspunkt der Diskussion war das im April veröffentlichte Handbuch "Protestanten ohne Protest", in der die Rolle der Landeskirche in der NS-Zeit untersucht wurde. Die pfälzische Kirche habe es gegenüber dem Nationalsozialismus nicht vermocht, "Jesus Christus als den Herrn und das alleinige Haupt seiner Gemeinde" zu bekennen, so die Synode. Das Handbuch zeige individuelles, kollektives und institutionelles Versagen auf. Dazu zähle "die Selbstgleichschaltung der Kirche und die Selbstanpassung des Protestantismus", die sich in kaum fassbarer Geschwindigkeit vollzogen habe. 

In der Pfalz habe es weder einen Kirchenkampf noch einen öffentlichen Widerspruch gegen Entrechtung, Deportation und Ermordung von Juden gegeben, stellt die Landessynode in ihrer Resolution fest. Daher sei man heute und in der Zukunft verpflichtet, "jeder Form von Judenfeindschaft entgegenzutreten und über die besonderen Beziehungen zum Judentum hinaus, zum Frieden unter allen Religionen beizutragen und für Religionsfreiheit einzustehen". 

In Folge der schuldhaften Verstrickung zwischen 1933 und 1945 müsse heute dem Rechtspopulismus sowie der Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz entgegengewirkt werden, so die Resolution. Die Kirche und jeder einzelne Christ seien verpflichtet, sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen und "am demokratischen Gemeinwesen mitzuwirken". Freilich müsse dem Staat gegenüber die kirchliche Unabhängigkeit gewahrt bleiben. 

Zur Förderung von Projekten zu lokalgeschichtlichen Arbeiten oder zur Unterstützung der Gedenkstättenarbeit wird die Landessynode im nächsten Doppelhaushalt jeweils 50.000 Euro zur Verfügung stellen. Damit solle auch die "Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste" unterstützt werden, die unter anderem jungen Menschen Freiwilligendienste in Europa, Israel und den USA ermöglicht.