Landessynode: Kirchenpräsident Christian Schad ruft zu Solidarität und Verantwortung auf 

Vision für ein Europa als Wertegemeinschaft

Kirchenpräsident Christian Schad hat in seinem Bericht vor der Synode zu Toleranz und Respekt vor dem Fremden aufgerufen. Foto: lk

Bad Dürkheim (lk). Nach Auffassung von Kirchenpräsident Christian Schad hat die Kirche in ihrem Handeln eine globale Verantwortung. Mit Blick auf das Themenjahr „Reformation – und die Eine Welt“ der Reformationsdekade bezeichnete Schad das protestantische Prinzip der „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ als Vision für ein weltoffenes Europa. In einer Wertegemeinschaft sei Pluralität nicht Mangel, sondern Reichtum: „Die Pflege unterschiedlicher Traditionen dient der lebendigen Einheit, wenn das gemeinsame Fundament sichtbar ist, auf dem wir stehen“, sagte der Kirchenpräsident vor der in Bad Dürkheim tagenden Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz.

„Wir leben in einer voneinander abhängigen Welt. Was am einen Ende des Planeten geschieht, hat unmittelbare Auswirkungen auf das andere“, führte der Kirchenpräsident in seinem Bericht aus. Darin betonte er ein „Ja zum interreligiösen Austausch“ und rief zu Toleranz und Respekt vor dem Fremden auf. Zugleich mahnte Schad eine protestantische Gedenkkultur und notwendige Erinnerungen an: Gerade in einer Zeit, in der längst überwunden geglaubte Vorurteile in der Gesellschaft wieder spürbar seien, müsse sich die evangelische Kirche auch zu ihrer eigenen Schuld bekennen. „Glaubhaft sind wir nur, wenn wir ebenso das belastende Erbe unserer Kirche bewusst wahrnehmen“, sagte Schad mit Blick auf die Rolle der Landeskirche während der NS-Zeit. Das Thema „Protestanten ohne Protest – Die evangelische Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ ist auch Schwerpunkt dieser Synode.

Zuwanderung bezeichnete Kirchenpräsident Schad als die gegenwärtig größte gesellschaftliche Herausforderung. Einer Politik der Abschottung erteilte er in diesem Zusammenhang eine klare Absage: „Es gibt Probleme, die machen vor Staatsgrenzen keinen Halt.“ Gleichwohl müsse den Fluchtursachen, wie etwa Kriege, Armut und Klimawandel, entgegengewirkt werden. Schad stellte in seiner Rede den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt: „Wir wollen als Kirche für andere und mit anderen unseren Beitrag leisten zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Dabei müssen wir verhindern, dass Schwache gegen Schwache ausgespielt werden.“ Zur Werteordnung gehöre indes die Anerkennung der gleichen Würde jedes Menschen ebenso wie die Bejahung des demokratischen Rechtsstaats.

„Als evangelische Christen sind wir Teil der einen, universalen Kirche Jesu Christi“, führte der Kirchenpräsident in seinem Bericht aus. Er rief dazu auf, gegen Verfolgung, Gewalt und Terror einzutreten und sich auch solidarisch mit den überall in der Welt verfolgten Christen zu erklären. Schon jetzt sei beispielsweise im Nahen Osten von einer „Ökumene des Martyriums“ die Rede. „Gewalt im Namen einer Religion ist Gotteslästerung“, unterstrich Schad. Immer mehr verfolgte Christen würden in unserem Land Zuflucht suchen. Der Kirchenpräsident machte Mut, zu den christlichen Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in der Region Brücken zu bauen: „Wir erleben dadurch, wie vielfältig die Formen evangelischen Christseins sind.“

Hintergrund: Der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 70 Synodale an – 46 weltliche und 24 geistliche. Acht Mitglieder sind berufen, davon zwei als Jugendvertreter. Synodalpräsident ist der Kaiserslauterer Jurist Hermann Lorenz. Dem Präsidium gehören außerdem der Otterbacher Dekan Matthias Schwarz als erster Vizepräsident und Ministerialrat Joachim Schäfer aus Birkenheide als zweiter Vizepräsident sowie Rommi Keller-Hilgert und Daniela Freyer als Beisitzerinnen an. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Hinweis: Die Frühjahrssynode 2016 der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt vom 1. bis 4. Juni im Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim. Auf der Tagesordnung stehen u.a. die Wahl eines Oberkirchenrates/einer Oberkirchenrätin und eines Stellvertreters des Kirchenpräsidenten sowie die mittelfristige Finanzplanung der Landeskirche. Das Schwerpunktthema der Frühjahrestagung „Protestanten ohne Protest – Die evangelische Kirche der Pfalz im Nationalsozialismus“ wird am Donnerstag verhandelt. Die öffentlichen Plenarsitzungen beginnen am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 9 Uhr.