In einem politisch auseinanderdriftenden Europa wollen die Protestanten mit einer Stimme sprechen 

Kirchen am Rhein pochen auf europäische Werte

Logo der Konferenz der Kirchen am Rhein. Quelle: kkr

Liebfrauenberg/Elsass (ekiba/lk). Die Konferenz der Kirchen am Rhein (KKR) hat sich deutlich dafür ausgesprochen, dass Europa nicht hinter schon vorhandene Standards im Umgang mit Flüchtlingen zurückgeht. Der Präsident der KKR, der elsässische Kirchenpräsident Christian Albecker betonte, die Europäische Menschenrechtskonvention und die Genfer Flüchtlingskonvention seien unverzichtbar und auch Ausdruck der christlichen Überzeugungen der Kirchen. Der Konferenz der Kirchen am Rhein gehören zwölf protestantische Kirchen aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Frankreich und Deutschland an, darunter ist auch die pfälzische Landeskirche. Die rund 30 Delegierten treffen sich einmal jährlich - 2016 im Chateau Liebfrauenberg im Elsass. 

„Die Herausforderungen der Kirchen machen an den Grenzen nicht Halt“, erläutert Dekan Günter Ihle, der KKR-Delegierte der Evangelischen Landeskirche in Baden. „Wir lernen voneinander und unterstützen uns gegenseitig“. Dies berühre so unterschiedliche Themen wie die grenzüberschreitende Prostitution, die Gestaltung des anstehenden Reformationsjubiläums und die pastorale Zusammenarbeit. Seit mehr als 50 Jahren stärkten die Kirchen am Rhein mit ihrer Zusammenarbeit den europäischen Gedanken.

Im Fokus des diesjährigen Treffens in Liebfrauenberg standen die Flüchtlingsarbeit und die Flüchtlingspolitik. Die Kirchen gerade in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz seien hier mit unterschiedlichen politischen Lagen konfrontiert. Umso wichtiger sei es, betont der Kirchenpräsident der protestantischen Kirche im Elsass und in Lothringen, der derzeitige Präsident der KKR, Christian Albecker, „dass wir Kirchen in der Lage sind, in einem politisch auseinanderdriftenden Europa mit einer Stimme zu sprechen“.

Die Kirchen legten „besonderes Augenmerk auf die Zusammenführung von Familien“, so Albecker, und hätten die Aufgabe, „die Menschen in unseren Gemeinden zu unterstützen, wenn es darum geht, Flüchtlinge aufzunehmen – und zwar rechtlich, finanziell, personell und ideell“. Darunter versteht er auch, „ehrlich zu sagen, unter welchen Bedingungen Menschen auch zurückgeführt werden müssten“.

Die Konferenz der Kirchen am Rhein (KKR) hatte sich 1961 als Zusammenschluss von Kirchen entlang des Rheins gebildet, um innerprotestantische Ökumene zu leben. Nach dem 2. Weltkrieg hatte es sich die KKR zur Aufgabe gemacht, ihren Teil zum sich neu formierenden, friedlichen Europa beizutragen. Der Rhein - über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg eine Linie der Abgrenzung - sollte zum Symbol der Verbindung und Versöhnung in Europa werden.