Der Leiter der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt, Friedhelm Schneider, geht in den Ruhestand 

Kriegsgegner miteinander ins Gespräch gebracht

Friedhelm Schneider. Foto: lk

Speyer (lk). Für Friedhelm Schneider, den scheidenden Leiter der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, darf es im Kernbereich friedensethischer Fragen keine Kompromisse geben: „Nein zum Krieg“ lautete sein bis heute unveränderter Leitsatz, als er 1983 das neu geschaffene Pfarramt für Kriegsdienstverweigerung und Zivildienst übernahm. 2003 wurde Schneiders Dienststelle um den Umweltbereich erweitert. Für den Friedenstheologen war das eine plausible Entwicklung, denn die Überwindung von Gewalt und die Bewahrung der Schöpfung sind „zentrale Anliegen christlicher Weltverantwortung“. Am 31. Mai wird der 65-Jährige von Oberkirchenrat Michael Gärtner in den Ruhestand verabschiedet. Der Gottesdienst in der Auferstehungskirche Speyer beginnt um 14.30 Uhr, die Predigt zum Thema „Frieden braucht Perspektivwechsel“ hält Pfarrer Schneider selbst.

„Klar und klärend, differenziert und deutlich“ sollte nach Schneiders Worten die friedensethische Position der Kirche sein. Für den gebürtigen Aachener, der Theologie und Romanistik studiert und nach seinem Vikariat zunächst an der Berufsbildenden Schule in Ludwigshafen Religionsunterricht erteilt hat, ist es heute so wichtig wie vor 32 Jahren, dieses Anliegen im Bewusstsein vor allem der jungen Generation zu verankern. Angesichts von Gewalt-Konflikten weltweit, zunehmenden Auslandseinsätzen der Bundeswehr und enormen Rüstungsexporten („ein Skandal“) müsse die Kirche „ohne Wenn und Aber“ ihre gesellschaftliche Orientierungsfunktion wahrnehmen.

Bei dem Versuch, Menschen für friedensethische Fragen zu sensibilisieren, kann Schneider auf eine breite publizistische Tätigkeit zurückblicken. Hunderte von Broschüren und Artikeln hat er im Laufe der Jahre verfasst. 24 Jahre lang war er leitender Redakteur der EKD-Zeitschrift „zivil“, die alle 50.000 evangelischen Zivis erreichte. Über Jahrzehnte begleitete er Kriegsdienstverweigerer beim Prozess der Gewissensentscheidung. Der von ihm aufgebaute Auslandsdienst in Frankreich und Belgien half, Kriegsgegner aus benachbarten Ländern miteinander ins Gespräch zu bringen, Feindbilder abzubauen und europäische Perspektiven zu eröffnen.

Wenn Schneider erzählt, veranschaulicht er seine Aussagen gerne mit plakativen Beispielen: „Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine Kugel aus deutscher Produktion.“ Oder: „Jede Minute werden in Deutschland 63.000 Euro für Rüstung ausgegeben“ und „automatisch handelnde Waffen und bewaffnete Drohnen gehören völkerrechtlich geächtet“. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten, erinnert der Seelsorger an den Kernsatz der Friedensdenkschrift der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) von 2007. „Ich sehe die Entwicklung, dass Grundsätze christlicher Friedensethik in der politischen Praxis immer mehr relativiert werden, mit großer Sorge.“ Schneider regt an, dass die pfälzische Landeskirche hier ein Zeichen setzen könne mit einer „Neuauflage“ einer umfassenden friedensethischen Diskussion.

Seit Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht 2011 ist die Arbeitsstelle Träger für den Bundesfreiwilligendienst in der Landeskirche, sie ist national und international gut vernetzt mit Organisationen und Programmen zur Kriegsdienstverweigerung und Friedensbildung. Im Netzwerk Friedensbildung Rheinland-Pfalz koordiniert die Arbeitsstelle 19 vorwiegend kirchlich orientierte Friedensorganisationen und vertritt ihre Positionen in Schulen und in der Jugendarbeit. Schneider ist Mitglied in der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) und Präsident des Europäischen Büros für Kriegsdienstverweigerung (EBCO). Keine Frage, dass ihn diese Aufgaben auch im Ruhestand weiter beschäftigen werden – seine Beratung als Experte auf diesem Gebiet ist sogar beim Europarat gefragt, in dessen Auftrag er u.a. in Armenien, Russland, der Türkei und Griechenland tätig war.

Vor zwei Jahren beging die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt dreißigjähriges Bestehen. Auch wenn schon viel erreicht wurde – „Friedensarbeit ist kein Selbstläufer, sie braucht einen langen Atem“, sagt Friedhelm Schneider. Und: „Sie kann einladend und auch humorvoll sein, wie beispielsweise bei der Anti-Kriegsspielzeug-Kampagne ‚Waffeln statt Waffen‘.“ Der begeisterte Hobbyfotograf ist selbst ein Freund origineller und phantasievoller Bilder. Im Ruhestand will er einen Band mit Bildimpressionen herausgeben. Arbeitstitel: „Meilensteine der Friedensarbeit“.

Hinweis: Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Friedhelm Schneider findet am Sonntag, 31.Mai, um 14.30Uhr in der Speyerer Auferstehungskirche (Am Renngraben) statt. Das musikalische Rahmenprogramm gestaltet Viktor Bajlukov (Vibraphon). Im Anschluss ist ein Empfang im Gemeindezentrum vorgesehen.