Vortragsveranstaltung mit der Kirchenhistorikerin Irene Dingel 

Reformation und fromme Frechheiten

Kirchenpräsident Christian Schad, die Direktorin des Instituts für Europäische Geschichte, Prof. Dr. Irene Dingel (Mitte) und die Leiterin der Bibliothek und Medienzentrale, Dr. Traudel Himmighöfer. Foto: lk

Speyer (lk). Karikaturen empören nicht erst seit heute. Was Irene Dingel, Direktorin des Instituts für Europäische Geschichte (Mainz), dem Publikum in der landeskirchlichen Bibliothek und Medienzentrale darlegte, erinnerte an aktuelle Diskussionen. Die Kirchenhistorikerin sprach am Donnerstag in Speyer über „Die Reformation im Bild. Propaganda - Frömmigkeit – Repräsentation“. 

Mit „frommen Frechheiten“, Satire und Polemik nutzten die Reformatoren die Botschaft der Bilder, führte Dingel aus. Sie diffamierten den römisch-katholischen Gegner und warben für die eigene Sache. Das Bild sei in neuer Weise für Propaganda, Frömmigkeit und politisches Bekenntnis in Gebrauch genommen worden. Die Kirchenhistorikerin erläuterte den reformatorischen Kunstgriff der Gegenüberstellung von sich widersprechenden Überzeugungen. Dabei darf nach Dingels Ausführungen auch das Bild des Teufelchens nicht fehlen, das dem predigenden Mönch nur „heiße Luft“ einbläst.

In seiner Grußansprache erläuterte Kirchenpräsident Christian Schad anhand eines Altarbildes des Luther-Zeitgenossen Lucas Cranach, wie die Kunst zur Auslegung theologischer Einsichten der Reformation wurde. „Der Kraft des gesprochenen Wortes ist die Wirkmacht der Bilder zur Seite zu stellen“, sagte Schad mit Blick auf Martin Luthers Einsichten.