Kirche kennenlernen: Schüler Speyerer und Neustadter Gymnasien im Landeskirchenrat 

Relikurse schauen hinter die Kulissen

Speyer (lk). Wie engagiert sich die pfälzische Landeskirche für Flüchtlinge und Asylsuchende? Welche Berufe gibt es in der Kirche und wie werden die einzelnen Ämter vergeben? Werden sich Kirche und Glauben verändern? Was sagt die Landeskirche zum Thema „Je suis Charlie“? Diese und viele weitere Fragen von „Austritt“ bis „Pegida“ haben Schülerinnen und Schüler von Speyerer und Neustadter Gymnasien an Kirchenpräsident Christian Schad und den Bildungsdezernenten der Landeskirche, Oberkirchenrat Michael Gärtner, gerichtet.

Für die Kirchenleitung sei es wichtig, von der jungen Generation zu erfahren, was sie sich von und für die Kirche wünscht, sagte der Kirchenpräsident. Der Haltung der Jugendlichen und jungen Erwachse­nen zur Religion komme eine besondere Bedeutung mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kirche zu. Es freue ihn, dass viele Jugendliche sich für religiöse und ethische Fragen interessierten und nach überzeugenden Antworten suchten, erklärte Schad. Es gelte daher, bestehende Angebote wie den Religionsunterricht zu nutzen, damit die jungen Menschen sich mit ihren Fragen entfalten könnten. Zudem wolle man die Jugendlichen bei der Suche nach Orientierung unterstützen. Die Diskussion habe ihm deutlich gemacht, dass die kirchlichen Angebote in vielen Fällen für Jugendliche nicht attraktiv seien.

Kritisch in Augenschein genommen hatten die Schüler der evangelischen Religionskurse der 11. Jahrgangstufe des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums die Öffentlichkeitsinitiative „Heimat | Kirche | Pfalz“. Sie attestierten ihr Wiedererkennungswert und die Wahl heimatbezogener Motive, kritisierten jedoch, dass der Gestaltung „das gewisse Etwas“ fehle und daher die Jugendlichen kaum angesprochen würden. Neben einer stärkeren Berücksichtigung „sozialer Aspekte“ forderten die Schüler „knalligere Farben und aktuellere Themen“ ein und legten ihrerseits Entwürfe vor. Kirchenpräsident Schad lud die Arbeitsgruppen zu einem Workshop ein, um ihre Vorschläge mit Werbefachleuten zu besprechen und die Öffentlichkeitsinitaitive weiter zu entwickeln. Begleitet wurden die Schüler von den Pfarrerinnen im Schuldienst Ute Friedberg und Nicole Schatull sowie Schulleiter Hartmut Loos.

Den Auftakt der Schülerbesuche im Landeskirchenrat machte der Kurs Evangelische Religion der 12. Jahrgangsstufe am Edith-Stein-Gymnasium in Speyer. Die katholische Mädchenschule ist in der Trägerschaft der gemeinnützigen St. Dominikus Schulen GmbH. „Kirche kennenlernen“ stand diesmal auf dem Stundenplan, und dafür haben sich die Schülerinnen und ihr Religionslehrer, Pfarrer Jens Dölschner, in der Gedächtniskirchengemeinde Speyer, bei den Diakonissen Speyer-Mannheim und im Landeskirchenrat mit seinem Archiv umgesehen.

Oberkirchenrat Gärtner unterstrich die Notwendigkeit von Bildung für eine aufgeklärte Gesellschaft, erklärte die Strukturen der presbyterial-synodal aufgebauten Evangelischen Kirche der Pfalz und erläuterte, wofür Kirchenmitglieder Kirchensteuern zahlen und dass „Kirchenaustritte schon ein Problem sind“. Über die Zukunft des christlichen Glaubens mache er sich jedoch keine Sorgen. „Künftig werden die Menschen noch ernsthafter nach dem Glauben fragen. Religion wird nicht aufhören.“