Mehrere Veranstaltungen in der Pfalz erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus 

Gedenktag: „Gesellschaftliches Frühwarnsystem“

Speyer/Neustadt/Rockenhausen (lk/is). In der Pfalz wird in mehreren Kirchengemeinden und Pfarreien anlässlich des Gedenktages am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Für Pfarrer Friedhelm Schneider, Leiter der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, ist der Gedenktag zugleich ein Aufruf zur Wachsamkeit. Über die Vergegenwärtigung damaliger Unrechts- und Widerstandserfahrungen hinaus müsse der 27. Januar Teil eines gesellschaftlichen Frühwarnsystems sein, das aktiviert werde, „wo immer die Missachtung der Menschenwürde sich abzeichnet, wo kulturelle Vielfalt und die Freiheit der Meinungsäußerung bedroht sind und wo das Friedensgebot des Grundgesetzes relativiert zu werden droht“.

Aus Anlass des Gedenktages laden u.a. das Protestantische Dekanat Rockenhausen, die Evangelische Arbeitsstelle Nordpfalz sowie die Stadt und die Verbandsgemeinde Rockenhausen und der Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts zu einer zentralen Gedenkveranstaltung am Dienstag, 27. Januar, um 18 Uhr am Rockenhausener Rathaus ein. Schüler der Integrierten Gesamtschule wirken bei der Gestaltung mit. Damit solle an die Menschen erinnert werden, die aus der nordpfälzischen Region in Konzentrationslager gebracht und vernichtet worden seien, erklärt Ruprecht Beuter von der Evangelischen Arbeitsstelle Nordpfalz. Das „Leben und Werk der jüdischen Dichterin Mascha Kaléko“ stellen Pfarrerin Claudia Kettering von der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft und Hannelore Bähr, Schauspielerin am Pfalztheater Kaiserslautern, am Sonntag, 25. Januar, um 18 Uhr im Protestantischen Gemeindehaus in Rockenhausen vor.

„Gedenken und mahnen“ heißt eine Veranstaltungsreihe, zu der in Neustadt die katholischen und evangelischen Kirchen, der Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer, die Lebenshilfe und die Stadt einladen. Dazu findet am 27. Januar, um 18 Uhr in der Stiftskirche eine öffentliche Mahnfeier mit Oberbürgermeister Hans Georg Löffler und Schülern Neustadter Schulen statt. Im Mittelpunkt des diesjährigen Gedenkens stünden die Opfer der so genannten „T4-Aktion“, teilt der Neustadter Diakon Eberhard Dittus mit. Hinter dem Begriff habe sich das Vorhaben der Nationalsozialisten verborgen, Menschen mit Behinderungen umzubringen, erklärt Dittus.

Im Anschluss an die Veranstaltung, an der auch der rheinland-pfälzische Landesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, Matthias Rösch, seine Teilnahme zugesagt hat, wird die Wanderausstellung „NS-Psychiatrie in der Pfalz“ eröffnet. Die Ausstellung ist bis 8. Februar in der Stiftskirche täglich von 11 bis 15 Uhr zu sehen. „Leben mit Behinderung – früher und heute“ lautet der Titel eines Vortragsabends am 5. Februar um 19 Uhr im Casimirianum in Neustadt.

In Speyer wird mit einer Veranstaltungsreihe vom 27. Januar bis 11. Februar an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. In diesem Jahr steht das Thema „Künstler und Musiker in der Zeit des Nationalsozialismus“ im Mittelpunkt. Die Katholische Erwachsenenbildung Diözese Speyer, die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Stadt Speyer laden dazu unter dem Leitwort „Erinnern-Gedenken-Mahnen“ in den Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz in Speyer ein.

Zum Auftakt findet am 27. Januar um 18 Uhr eine öffentliche Gedenkstunde statt. Die Gestaltung übernehmen gemeinsam mit dem Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger Schüler Speyerer Schulen. Am 29. Januar, 19:30 Uhr, wird der Dokumentarfilm „Verbotene Klänge. Komponisten im Exil“ gezeigt, der die Musikpolitik im NS-Staat aus der Sicht der Opfer thematisiert. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zu Austausch und Gespräch. „Rassenreinheit statt Kulturaustausch“ heißt eine Vortragsveranstaltung am 4. Februar um 19.30 Uhr. „Wenn froh ein Lied erklingt“ ist der Titel eines Konzertes am 10. Februar, um 19.30 Uhr. Clemens Kuhn am Flügel und Horst Kuhn, Klarinette, präsentieren „Unerwünschte und verbotene Musik zwischen 1929 und 1945“. Vom 28. Januar bis 11. Februar werden im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz Ausstellungen mit dem Titel „Das verdächtige Saxophon – ‚entartete Musik‘ im NS-Staat“ präsentiert.

Hinweis: Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Weitere Informationen und Kontakt: Katholische Erwachsenenbildung, Telefon 06232/102-180, E-Mail: keb@bistum-speyer.de, Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Regionalstelle Nordpfalz, Telefon 06361/5559, E-Mail: ruprecht.beuter@evkirchepfalz.de sowie das Protestantische Dekanat Neustadt und der Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt, Telefon: 0172/7474419, E-Mail: eberhard.dittus@evkirchepfalz.de.