Diakonissen 

Berufsentscheidung kommt von innen

Auszubildender Jamie Atachagah mit einem Kita-Kind. Foto: lk/Diakonissen.

Speyer (lk). „Was magst du spielen? Oder willst du lieber etwas bauen?“, fragt Jamie-Leroy Atachagah das fünfjährige Mädchen. Sie entscheidet sich schnell für das Magnetspiel und setzt sich mit dem 21-Jährigen an den Spieltisch. Atachagah ist seit August Auszubildender in der Diakonissen Kindertagesstätte Rulandstraße in Speyer. Er ist einer von 100 Schülern in vier Klassen an der Fachschule für Sozialwesen der Diakonissen Speyer.

„Ich mag es, zu beobachten, was die Kinder interessiert und daraus eine Aktivität vorzuschlagen“, sagt der Speyerer Abiturient. Offen und anpassungsfähig begleitet er die Kinder, mal beim Spiel mit Stöcken im Hof, mal in der Bauecke. „Das Interesse an der Arbeit mit Kindern habe ich mir vielleicht von meinem Bruder abgeschaut, der auch Erzieher ist“. Dass er als Mann in der Kita arbeitet, spielt für ihn keine Rolle. Zirka zehn Prozent der Fachschüler sind männlich. „Man muss den Beruf von innen heraus wollen. Ich habe schon immer meine eigene, vielleicht ungewöhnliche Wahl getroffen.“ Atachagah lernte die Diakonissen als Arbeitgeber beim Berufswahltag in der 12. Klasse kennen und absolvierte zehn Monate Bundesfreiwilligendienst in der Speyerer Tagesgruppe E der Diakonissen Kinder- und Jugendhilfe, die an die Jakob-Reeb-Schule, eine Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung in Trägerschaft des Jugendwerks St. Josef, angeschlossen ist. Währenddessen hospitierte er in der Kita Rulandstraße.

Als logischen Schritt danach begann Atachagah die Erzieherausbildung – mit einer Besonderheit: Wie die Hälfte der Fachschüler hat er sich für das Teilzeitmodell entschieden und erhält eine Vergütung. Das heißt: Montags und dienstags erhält er an der Fachschule beruflichen Unterricht. Von Mittwoch bis Freitag arbeitet er in der Kita Rulandstraße. „Eine Vollzeitausbildung ohne Vergütung hätte mich abgeschreckt“, sagt der Speyerer. In der Teilzeit-Klasse liegt die Männerquote höher als gewöhnlich, bei 25 Prozent.

Atachagah ist auch an der Planung der Vorschule in der Kita beteiligt. Er bringt eigene Ideen und Anregungen ein, zum Beispiel Fadenspiele oder einen Ausflug zum Bäcker, um den Kindern grundlegende Dinge zu zeigen. „Dafür habe ich auch wieder mein Gummitwist aus dem Schrank geholt“, freut sich der künftige Erzieher darüber, seine Interessen in die Tat umzusetzen.

Hintergrund: Im aktuellen Schuljahr haben 100 Schülerinnen und Schüler an der Fachschule für Sozialwesen der Diakonissen Speyer mit der Erzieher-Ausbildung begonnen. Zirka zehn Prozent der Teilnehmenden sind männlich. Zwei der vier Klassen absolvieren die Ausbildung berufsbegleitend. Sie sind bei Kooperationspartnern tätig, beispielsweise Kindertagesstätten in Speyer, Lustadt oder Hockenheim sowie Einrichtungen in Ilbesheim und Neustadt.

Die Nachfrage nach der Ausbildung ist ungebrochen groß. Jedoch hat sich die Bewerberzahl für die berufsbegleitende Ausbildung im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Aufgrund des Fachkräftemangels haben Absolventen sehr gute Chancen und Auswahl für einen Arbeitsplatz. Die Voraussetzungen zur Bewerbung 2020 sind unter dem genannten Link zu finden. Bewerbungsfrist ist der 1. März 2020.