Gemeinsame Erklärung 

Demokratisches, solidarisches und vielfältiges Europa stärken

Gemeinsam für Europa: Christian Albecker, Dagmar Zobel und Christian Schad (v.li.).

In der Chapelle de Reunion in Strasbourg. Fotos: Mendling

Kehl/Strasbourg (lk). Zur bevorstehenden Europa-Wahl haben die evangelischen Kirchen im Elsass, in Baden und der Pfalz am Karsamstag (20. April 2019) Position bezogen. „Unterstützen Sie durch Ihre Wahl ein demokratisches, solidarisches und vielfältiges Europa, das die Würde der Menschen stärkt, Frieden und Gerechtigkeit stiftet und die Schöpfung bewahrt!“, forderten sie in einer gemeinsamen Erklärung, die an der deutsch-französischen Grenze in Strasbourg verlesen wurde.

In der Chapelle de Reunion in Strasbourg haben die evangelischen Kirchen links und rechts des Rheins die Wählerinnen und Wähler dazu ermutigt, mit der Teilnahme an der Abstimmung die Zukunft Europas zu gestalten. „In sechs Punkten wollen wir Impulse für weitere Diskussionen geben und Wahlprüfsteine formulieren“, so Kirchenpräsident Christian Albecker (Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen), Kirchenpräsident Christian Schad (Evangelische Kirche der Pfalz) und Prälatin Dagmar Zobel (Evangelische Landeskirche in Baden).

In ihrer öffentlichen Erklärung plädierten sie dafür, dass Europäische Sicherheitspolitik mit zivilen Mitteln und realistischen Verhandlungszielen dazu beitragen solle, Frieden zu stiften und zu erhalten. Außerdem sollten europäische Parteien dafür sorgen, „dass Freihandelsabkommen mit Ländern des globalen Südens gerecht gestaltet werden“. Desweiteren forderten die drei Kirchen die europäischen Parteien dazu auf, das Thema Klimagerechtigkeit ganz oben auf ihre politische Agenda zu setzen und sich für ein klimaneutrales Europa bis 2040 einzusetzen. Zugleich sprachen sich die Kirchen für die Stärkung persönlicher Freiheit aus. Dies gelte insbesondere auch für den Schutz der Glaubens- und Religionsfreiheit und der Rechte religiöser Minderheiten, „die in einigen europäischen Ländern gerade in Bezug auf den Islam eingeschränkt werden sollen“.

„Wir fordern die europäischen Parteien auf, populistischen Bemühungen zu widerstehen, die regionale und nationale Traditionen gegen Europa ausspielen und ihre Identität durch die Ausgrenzung Schwächerer und nationaler wie religiöser Minderheiten definieren“, so die Erklärung weiter. Als letzten der sechs Wahlprüfsteine plädierten die drei Kirchen „für ein Europaparlament mit mehr Rechten für eigenständige politische Initiativen“.

Für Kirchenpräsident Christian Schad ist Europa „eine Frage der Haltung“: Es gehe darum, nationale Interessen zurückzustellen und wirtschaftlich schwächere Länder solidarisch zu unterstützen. Der Wert eines friedlichen, freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Staatenverbundes sei unschätzbar. Europa bedürfe keiner Dominanz- oder Leitkultur, „sondern der Kultur wechselseitiger Achtung, die auf dem Respekt vor der gleichen Würde aller beruht“, erklärte Schad.

Nach der Verlesung der gemeinsamen Erklärung wurde auch über weitere Aktivitäten zur Europawahl und über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Kirchen berichtet. Dekan Günter Ihle (Kehl) und Pfarrerin Roose Van De Keere (Strasbourg) gestalteten ein Gebet für Europa unter dem Titel „Gebet ohne Grenzen – Prière sans Frontières“.