Kirche und Judentum 

Zeichen setzen, erinnern und mahnen

Stefan Meißner. Foto: privat

Speyer/Bad Bergzabern (lk). Zur Teilnahme an den Gedenkfeiern anlässlich des 80. Jahrestages der Novemberpogrome hat der Arbeitskreis „Kirche und Judentum“ der Evangelischen Kirche der Pfalz aufgerufen. Wie der Vorsitzende, Pfarrer Stefan Meißner, erklärte, gebe es auch heute Antisemitismus und daraus resultierende Straftaten. „Die damit verbundene Bedrohung und Demütigung unserer jüdischen Mitbürger kann uns als evangelische Kirche nicht gleichgültig sein“, sagte Meißner.

Der Arbeitskreisvorsitzende verwies auf Texte und Arbeitshilfen für Gemeinden und Unterrichtszwecke, die auf der Internetseite www.christen-und-juden.de abrufbar seien. Sie vermittelten einen Einblick in die damals verübten Verbrechen, „während ein Großteil der Bevölkerung unbeteiligt zuschaute“, so Meißner.

Im Arbeitskreis Kirche und Judentum werden Grundsatzfragen des christlich-jüdischen Dialogs erörtert sowie Konzepte und Arbeitshilfen zur Auseinandersetzung mit jüdischer Religion und jüdischem Leben früher und heute erstellt. Damit soll das Thema für die Arbeit in Gemeinden und im Unterricht fruchtbar gemacht werden. Darüberhinaus lädt der Arbeitskreis zu Studientagen, Seminaren und Vorträgen ein.

Die Erklärung hat folgenden Wortlaut:

Am 9. November 2018 jährt sich zum 80. Mal jener Tag, an dem in Deutschland Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet wurden und Menschen verhöhnt, schikaniert, geschlagen und umgebracht wurden. Was die Nazis beschönigend "Kristallnacht" nannten und als spontaner Ausbruch des Volkszorns angesichts des Attentats auf einen deutschen Botschaftsrat hinstellten, war in Wahrheit ein schon lange geplanter Versuch, das Judentum in Deutschland auszuschalten. Es war der Anfang der auf der Wannseekonferenz 1942 dann beschlossenen „Endlösung der Judenfrage“.

Auch heute finden in der Bundesrepublik im Schnitt täglich vier antisemitische Straftaten statt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Täter stammen meist aus dem rechtsradikalen Milieu. Die damit verbundene Bedrohung und Demütigung unserer jüdischen Mitbürger kann uns als evangelische Kirche nicht gleichgültig sein. In unserer Kirchenverfassung haben wir uns verpflichtet, „jeder Form von Judenfeindschaft entgegen[zutreten]“ (Art. 1). Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Land Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland einen Antisemitismusbeauftragten bestellt hat. Wir möchten alle protestantischen Christen ermutigen, ein Zeichen zu setzen, indem sie sich an den Gedenkfeiern anlässlich des 80. Jahrestages der Novemberpogrome beteiligen.