Sieh an! 

Kirchenführer zum Unionsdenkmal

Unionsdenkmal in der Kaiserslauterer Stiftskirche. Foto: privat

Kaiserslautern (lk). Es ist ein ganz besonderes Denkmal, das Unionsdenkmal in der Stiftskirche in Kaiserslautern. Es ist eins von weltweit nur zwei Denkmälern zum Thema „Kirchenunion“ und macht Geschichte begreifbar. In ihm spiegeln sich die Reformationsgeschichte der Pfalz und die Unionsgeschichte der Landeskirche wider. Vor allem aber die Geschichte der Interpretation dieser historischen Geschehen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute.

Das Monument in der Kaiserslauterer Stiftskirche, das von Bildhauer Konrad Knoll (1829 bis 1899) geschaffen wurde, lädt zum Rätseln und Entschlüsseln ein. Dabei hilft ein vom Institut für kirchliche Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro Reformation-Union herausgegebener Führer unter dem Titel „sieh an! Das Unionsdenkmal in der Stiftskirche Kaiserslautern“. Autorin ist die Kirchengeschichtlerin und Pfarrerin Margarete Hopf.

„Denkmale waren im 19. Jahrhundert Mittel, um Geschichte anschaulich zu machen. Geschichtsdeutungen wurden mit den Denkmalen gleich mitgeliefert. Sie zu verbreiten und zur Durchsetzung zu verhelfen, war wichtiges Anliegen“, erklärt Hopf. „Das von Konrad Knoll aus feinstem Carrara-Marmor gearbeitete Denkmal zeigt zentrale Persönlichkeiten der Reformationsgeschichte. Da sind die überlebensgroßen Figuren von Johannes Calvin und Martin Luther links und rechts des Mittelsockels. Der Mittelsockel selbst zeigt auf der Stirnseite Ulrich Zwingli, Martin Bucer und Philipp Melanchthon. Auf den Seiten finden sich der Reichsritter Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Zum Unionsdenkmal wird das Monument durch die Aufschrift „Zur Erinnerung der Union der Lutheraner und Reformirten der Pfalz 1818. Errichtet 1883“, aber auch durch die das Denkmal krönende Figur des Religionsfriedens.

Im Hintergrund stehen verschiedene Interessensgruppen: der das Denkmal initiierende Protestantenverein, die Generalsynode und das Königshaus der Wittelsbacher. Knoll ließ 1875 eine Broschüre drucken, in der er über seine im Denkmal umgesetzte Geschichtsdeutung Rechenschaft gibt. Für ihn bestand ein enger Zusammenhang zwischen Reformation und nationalistischer Vaterlandsliebe, den er mit Sickingen und Hutten darstellte. Das Vermittlungspotential der Aufklärung hielt er in der Figur des Religionsfriedens fest. Sie steht auf einem Wappen, das den Speyerer Dom in der Umgestaltung des 19. Jahrhunderts durch die Wittelsbacher zeigt. Knoll stilisiert das Königshaus so zum Stifter des in der Union erreichten ‚Religionsfriedens‘.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stiftskirche 1965 bis 1968 wieder aufgebaut. Das Denkmal wurde vom Chorraum in eine Kapelle versetzt, dazu vom basalen Sockel genommen und so umgruppiert, dass die für die nationale Idee stehenden Portraits der Ritter in den Hintergrund traten. Es blieben die religiösen reformations- und unionshistorischen Aussagen.

Was kann uns das Denkmal heute noch sagen? „Schau mich an, dann bekommst du Lust, dich mit der Geschichte deiner Region und deiner Landeskirche zu beschäftigen. Ich gebe dir viele Hinweise auf faszinierende Personen und zentrale Ereignisse. Schau mich genauer an, dann siehst du Geschichtsdeutungen deiner Vorfahren, die dir fremd sind. Vielleicht wirst du nachdenken, was dir die Union bedeutet.“

Hinweis: Das 34-seitige, reich bebilderte Heft ist in der Reihe „Butenschoen Campus“ erschienen. Es kann zum Preis von 5,50 Euro (ab 30 Exemplaren 4,80 Euro, ab 100 Exemplaren 4 Euro) beim Institut für kirchliche Fortbildung, Luitpoldstraße 8, 76829 Landau, mit Bestellcoupon angefordert werden.