Mutig voran singen 

Volkslieder und Volkes Stimme

Baltruweit-Ensemble

Mechthild Werner

Seyer (lk). Eine Volksabstimmung im Pfälzer Kirchenvolk vor zweihundert Jahren bietet die Gelegenheit zu einigen Mitsingkonzerten in der Region. Anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ treten der Liedermacher Fritz Baltruweit und die Pfarrerin Mechthild Werner im Mai und im Oktober in der Pfalz und in der Saarpfalz auf. Ihr Programm unter dem Motto „Mutig voran singen“ dreht sich um evangelische Volkslieder und Volksstimmen: Vor 200 Jahren stimmten Lutheraner und Reformierte demokratisch ab und entschieden sich mit großer Mehrheit für eine Union. Premiere ist am 25. Mai in Gries im Kirchenbezirk Homburg. 

Das Jahr 1818 gilt als Geburtsjahr der Evangelischen Kirche der Pfalz. „Nach jahrhundertelangem Kampfgeschrei zwischen den Kirchen der Reformation suchte man die Harmonie einer vereinigten, also unierten, protestantischen Kirche. Das Liedgut spielte dabei eine entscheidende Rolle. Um die Gedanken der Reformation und Union zu verbreiten, sahen die Akteure dem Volk aufs sprechende und singende Maul“, sagt Werner. „Die Lieder von der Straße zogen von Martin Luther neu vertextet in die Kirchen ein. So stammt etwa die Melodie zu ‚nun freut euch, lieben Christen g´mein‘ von einem Liebeslied, einem Schlager. Die Gassenhauer waren ein wichtiges Medium der Reformation“, erinnert Baltruweit. Johann Gottfried Herder prägte 1773 den Begriff Volkslied, in Anlehnung an das englische popular song. Er steht für „leichte Sangbarkeit und Herkunft aus dem Volk“.

So entstanden im Laufe der Jahre auch evangelische Volkslieder, von denen einige im Gesangbuch aufgenommen wurden, samt moderner Klassiker von Fritz Baltruweit. Sein Lied „Gott gab uns Atem“, Martin Luthers „Ein feste Burg“, Paul Gerhardts „Geh aus, mein Herz“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius atmen die Gedanken und den Geist der jeweiligen Zeit und scheinen doch zeitlos.

Auch die Pfälzer Kirchenunion hatte ihre Lieder. „Die Frage ‚Welches Gesangbuch hast du, bist du lutherisch oder reformiert?‘, war lange entscheidend. Die Texte im damals schnell entworfenen Unionsgesangbuch singen daher schwärmerisch von der Sehnsucht nach Einheit“, meint Mechthild Werner, „allerdings hielten sich weder die Lieder lange noch die erste Harmonie“. Neben evangelischen Volksliedern werden im Konzert auch einige unbekannte aus dem Unionsgesangbuch von 1821 zu hören sein, ergänzt durch Hintergründe zur Union. Werner gibt einige Zwischentöne ein, zu Volkes Stimme und Demokratie, zur Suche nach Konsens, Kompromiss und Ökumene damals und heute. Das Publikum soll dabei nicht nur zuhören, sondern auch mitsingen dürfen.

Der Hildesheimer Pastor und Liedermacher Fritz Baltruweit ist bekannt von Kirchentagen, Rundfunksendungen und Fernsehgottesdiensten. Gemeinsam mit der ebenfalls aus den Medien bekannten Mechthild Werner, Pfarrerin und Projektleiterin „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“, gestaltet er seit vielen Jahren die Kurzandachten zum Abschluss langer Kirchentagsabende.

An sechs Orten in der Pfalz treten die beiden gemeinsam mit Konstanze Kuß (Harfe), Valentin Brand (Piano/Keyboard) und Sebastian Brand (Bass) auf. Die Termine: 25. Mai, 19 Uhr, Gries, Protestantische Kirche; 26. Mai, 19.30 Uhr, Barbelroth, Protestantische Kirche; 27. Mai, 18 Uhr, Otterbach, Protestantische Kirche; 26. Oktober, Bad Bergzabern, 17 Uhr, Gemeindehaus; 27. Oktober, 17 Uhr, Altenkirchen, Protestantische Kirche und 28. Oktober, 17 Uhr, Kaiserslautern, Friedenskirche.          

Hinweis: Im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ bietet die Evangelische Kirche der Pfalz in den Kirchengemeinden zahlreiche weitere Konzerte. Neben Liedermacher Fritz Baltruweit treten das Duo „Jens Bunge & Uli Wagner“, das Jazz-Ensemble Amuse Geule, „Blueswolf“ Wolfgang Schuster, das Rock-Pop-Trio „Randschwingung“ und die Blassportgruppe auf.