Deutscher Katholikentag 

Mehr Leichtigkeit in der Ökumene

Diskussion mit Kirchenpräsident Christian Schad, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Moderatorin Dagmar Stoltmann-Lukas und Theologie-Professorin Johanna Rahner (v.l.).

Sandra Bils, Christian Schad, Karl-Heinz Wiesemann, Julia Knop, Johanna Rahner und Dagmar Stoltmann-Lukas (v.l.).

Kirchenpräsident Christian Schad mit Domkapitular Franz Vogelgesang (li.) und Kanzleidirektor Wolfgang Jochim beim Stand des Bistums Speyer. Fotos: lk

Münster (lk). Ökumene hat nach Ansicht des pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad immer mit Umkehr und Buße zu tun. Dies bedeute, Abschied von tradierten Fremdbildern zu nehmen und den Anderen in seinem Anderssein wahrzunehmen und zu respektieren. Die „heilende Erinnerung“, wie sie im Jubiläumsjahr der Reformation geübt worden sei, bleibe ein dauerhafter Auftrag, sagte Schad bei einer Podiumsveranstaltung im Zentrum Ökumene des 101. Deutschen Katholikentags in Münster.

Die rund 300 Besucher der Podiumsveranstaltung fragten nach neuen Impulsen für ein gemeinsames Kirchenverständnis. Auf dem Weg zu einer Gemeinschaft der Kirchen dürfe Einheit nicht als monolithische Einheitskirche verstanden werden, sagte der Kirchenpräsident. Vielmehr seien die unterschiedlichen Prägungen, die sich wechselseitig ergänzten, ein großer Reichtum. Schad wies darauf hin, dass „wir mit der Taufe schon partielle Kirchengemeinschaft haben“. Für ihn sei dies Ansporn, auch zu einer Gemeinschaft am Tisch des Herrn zu gelangen.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann bezeichnete die Gespräche des Päpstlichen Einheitsrates mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) als „gegenseitigen Lernprozess“. Leitend sei die Frage, „wie wir über persönliche Beziehungen und Freundschaften hinaus zu größerer Verbindlichkeit kommen“. Neben intensivem Hinhören brauche es auch „intellektuelle Anstrengung“. Daher sei es falsch, einen Gegensatz zwischen kirchlicher Basis, Kirchenleitung und wissenschaftlicher Theologie zu konstruieren.

Die katholische Erfurter Dogmatikprofessorin Julia Knop lobte zwar das im Auftrag der GEKE und des Einheitsrats erarbeitete Papier zur Kirchengemeinschaft als „Meilenstein“ im ökumenischen Gespräch. Die Hochschullehrerin befürchtet jedoch, dass der Begriff „Vielfalt in der Einheit“ den Traum von einer sichtbaren Kirche relativiere. „Ich möchte gerne groß träumen“, erklärte Knop.

Beim „ökumenischen Lernen“ geht es nach Ansicht der evangelischen Theologin Sandra Bils „um den Lernzuwachs beim Anderen und bei mir selbst“. Die Mitarbeiterin der ökumenischen Bewegung Kirche² wünschte sich „mehr Leichtigkeit“ in der Ökumene: „Wenn wir gehen, dann weicht das Wasser zurück“. An der Basis der Gemeinden gebe es einen großen Reichtum an ökumenischer Gemeinsamkeit. Bils regte an, die Tauferinnerung als neues „Sakrament“ zu feiern, „solange es beim Mahl noch nicht geht“.

Den Deutschen Katholikentag gibt es seit 1848. Er wird vom Zentralkomitee der Deutschen Katholiken alle zwei Jahre veranstaltet. Gemeinsam mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag wird das nächste Treffen 2021 in Frankfurt stattfinden. Dort werden dann die Gläubigen zum 3. Ökumenischen Kirchentag zusammenkommen.