Festgottesdienst 

Unionsgeschichte ist gesellschaftliches Vorbild

Kirchenpräsident Christian Schad (vorne) und Domprediger Thomas Müller teilen das Abendmahl aus.

Zum 200. Jubiläum des Zusammenschlusses lutherischer und reformierter Gemeinden in Preußen hat Kirchenpräsident Christian Schad im Berliner Dom gepredigt.

Im Gespräch mit der Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Irmgard Schwaetzer, und dem Präses der Evangelisch-reformierten Kirche, Norbert Nordholt. Fotos: lk

Speyer/Berlin (lk). Ökumene erfordert nach den Worten des pfälzischen Kirchenpräsidenten und Vorsitzenden der Union Evangelischer Kirchen (UEK), Christian Schad, einen „verheißungsvollen Blick auf das Verbindende, der verbleibende Unterschiede respektiert, ohne sie als kirchentrennend anzusehen“. Die „richtige Balance von Einheit und Vielfalt“ dürfe nicht durch uniforme Vorstellungen überlagert werden, sagte Schad in einem Festgottesdienst im Berliner Dom, mit dem die UEK am Sonntag den Zusammenschluss lutherischer und reformierter Gemeinden in Preußen in einer evangelischen Kirche vor 200 Jahren feierte.

Pluralität sei gottgewollt, Konfessionen dürften sein, betonte Schad. „Es sind verschiedene Prägungen, aber es ist ein Geist“, sagte der Kirchenpräsident mit Blick auf unterschiedliche Traditionen innerhalb des Protestantismus. Vor 200 Jahren sei die Gemeinschaft am Tisch des Herrn zentraler Ausdruck der neu gefundenen innerevangelischen Einheit gewesen, führte Schad in seiner Predigt aus. Heute spürten evangelische und katholische Christen eine „vitale Sehnsucht“ nach der Abendmahlsgemeinschaft, die aus einer tief empfundenen christlichen Einheit erwachse.

Das ur-evangelische Modell von „Einheit in versöhnter und versöhnender Verschiedenheit“, das Kirchen-Unionen erst möglich gemacht habe, könnte als gesellschaftliches Vorbild dienen, sagte Schad: „Wir brauchen gemeinsame Wege unter Verschiedenen, keine Abschottung und keine Alleingänge.“ Politische Plädoyers für geschlossene Welten, „nach innen harmonisierend und nach außen abgrenzend und abwertend“, führten in die Irre. Sie seien „Gift für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, sagte Schad auch mit Blick auf die Neuwahl des Deutschen Bundestages.

Den Festgottesdienst im Berliner Dom gestalteten außerdem President John Dorhauer, Leitender Geistlicher der United Church of Christ (UCC) in den USA, die deutsche Wurzeln in den evangelischen Unionskirchen hat, und Domprediger Thomas C. Müller. Der Staats- und Domchor Berlin sang unter der Leitung von Professor Kai-Uwe Jirka, an der Orgel spielte Professor Andreas Sieling.

Hintergrund: Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde eine konfessionelle Vereinigung von Lutheranern und Reformierten Thema einer groß angelegten Kirchenreform in Preußen. Am 27. September 1817 unterzeichnete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. einen Aufruf an alle Synoden, Konsistorien, Superintendenturen und Gemeinden, zum Reformationstag das Abendmahl in einer gemeinsam lutherisch-reformierten Feier zu empfangen. Dieser Aufruf wurde begeistert aufgenommen. Alle waren von dem Geist getragen, dass die aus der Reformationszeit stammenden Lehrunterschiede innerhalb des Protestantismus überwunden werden können. Ziel war es, eine evangelische Kirche zu bilden und die Einheit des Protestantismus zu stärken. Dies war auch das Gründungsdatum der heutigen UEK. In ihr sind die Landeskirchen, die aus der preußischen Union hervorgegangen sind und weitere unierte und reformierte Landeskirchen in Deutschland verbunden.

Mehr zum Thema: www.uek-online.de.

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